Gemäß Abschlussbericht, der vom Umweltbundesamt beauftragten Studie „Ermittlung und Bewertung tieffrequenter Geräusche in der Umgebung von Wohnbebauung“, ist zu erwarten, dass Konflikte mit tieffrequenten Geräuschen in der Umgebung von Wohnbebauung in Zukunft deutlich zunehmen werden. Eine Prognoseschätzung kommt zu der Erkenntnis, dass sich die derzeit vorhandenen Konflikte mit tieffrequenten Geräuschen bis zum Jahr 2030 verdoppeln könnten, sofern den dargestellten Ursachen und Defiziten nicht entgegen gewirkt wird.
Mangels wirksamer Schutzmaßnahmen zur Beseitigung bzw. Reduzierung tieffrequenter Geräusche, ist Vorbeugung derzeit der einzige Weg, die schallinduzierten Schäden des Innenohrs, Schlafstörungen und in Folge systemische Folgeerkrankungen zu vermeiden. Die Effekte unterschwelliger Belastungen durch tiefe Frequenzen sind der Arbeitsmedizin zwar seit den frühen 80ern bekannt, wurden aber bislang nur in Regelwerken zum Arbeitsschutz, bei Automobilbau und in der Luftfahrt umgesetzt. Mit dem vermehrten Einsatz von (Luft-) Wärmepumpen und Blockheizkraftwerken (BHKW) sind aber solche, vormals exotischen Quellen, auch in unsere Wohngebiete gelangt und führen da – so die Aussage des Umweltbundesamtes (2017) – regelmäßig zu Problemen, die über die subjektive Störung Einzelner weit hinausgeht.
Zu berücksichtigen sind aus medizinischer Sicht daher vor allem:
- Vermeidung von Dauerbetrieb oder regelmäßigen Betrieb mit langen Intervallen, da dieser schnell zu Schädigungen eines bestimmten Sensortyps in der Hörschnecke des Ohrs führt. Dabei ist die (relative) Belastungsdauer fast wichtiger als der Pegel. Ein Hörempfinden (Wahrnehmung der Quelle) ist dabei keine Voraussetzung für eine Schädigung. Auch „unhörbare“ Schallanteile haben ein hohes Schädigungspotenzial. Die ersten Anzeichen einer einsetzenden Schädigung ist dabei paradoxerweise eine Steigerung der Hörleistung (Hyperakusie) und eine Verzerrung der Wahrnehmung (Hören eines Brummens).
- Verzicht auf den Einsatz von besonders „dB(A)-leisen“ Geräten konventioneller Bauart, da hier die Schallenergie in den weniger störenden (aber stärker schädigenden) Frequenzbereich verschoben wird. Manchmal ist das lautere Gerät (nach dB-A Bewertung) mit geringerem Anteil tieffrequenter Frequenzen das unkritischere Gerät, das sich zudem durch Maßnahmen des passiven Schallschutzes besser dämpfen lässt.
- Kein Betrieb der Anlage im „Flüstermodus“ bzw. regelmäßige oder permanente Drehzahlabsenkung, da die Ventilatoren dann erstens ineffizient arbeiten – und damit länger laufen, sowie zweitens zwangsläufig ein höherer Anteil tieffrequenten Schalls abgegeben wird.
- Vermeidung von Nachtbetrieb, da tieffrequente Schalle, wie sie üblicherweise von Wärmepumpen und BHKW erzeugt werden, zu Aufwachreaktionen führen, die die Schlafarchitektur nachhaltig stören und die zur Regeneration unbedingt erforderlichen Tiefschlafphasen verkürzen, oder sogar ganz unterbinden. Die Folge sind ein verminderter Cortisolabbau, Tagesmüdigkeit, verminderte kognitive Leistungsfähigkeit, neurologische Störungen und, bedingt durch zu hohe Cortisolspiegel, Bluthochdruck, Gewebeveränderungen, Neigung zu Entzündungen, sowie ein erschwerter Verlauf bei Infekten.
- Kein Einsatz von Wärmetauscher mit Ventilatoren geringer Drehzahl und/oder geringer Flügelzahl (2 oder 3), da diese zwangsläufig viel tieffrequenten Schall abgeben werden.
- Nicht zwischen parallele Hauswände (Schalltrichter-Effekt), nicht unter das nachbarliche (oder das eigene) Schlafzimmerfenster aufstellen! Akustische Aspekte müssen Vorrang vor optisch-ästhetischen Gesichtspunkten haben: Wer eine WP betreiben will, der sollte sie nicht zum Nachbarn „schieben“. WP gehören i.d.R. auf die Straßenseite, denn da finden sich weniger häufig schutzbedürftige Räume wie z.B. Schlafzimmer oder Büros. So kann auch das Wohngebäude selbst als Schallschutz fungieren. Ziel wäre es, „Ruheinseln“ zwischen den Gebäuden zu schaffen.
- Außenaufstellung vermeiden! Innen installierte Wärmepumpen bieten durchweg bessere Möglichkeiten Schall und tieffrequenten Schall zu kontrollieren (vgl. Vorschläge des „Bayrischen“ Leitfadens Kap. 14.1.11 – Abb.45; – Tieffrequente Geräusche bei Biogasanlagen und Wärmepumpen – Ein Leitfaden, Auszug Teil III). Auch hier gilt: Ansaug- und Ausblasrichtung nicht in enge Bereiche zwischen Gebäuden oder gegenüber von Schlaf- und Ruheräumen.
Wärmepumpen sollten also sinnvollerweise in abgestimmten Gesamtkonzepten verwendet werden. Am gut isolierten Neubau, am besten innenliegend mit akustisch optimierten Luft Zu- und Auslässen, in Verbindung mit Niedrigtemperaturheizungen und solarer Wassererwärmung. Die Anlagen sollten großzügig dimensioniert (Heizleistung) sein, damit die Laufzeiten kurz bleiben. Das mindert dann auch den Stromverbrauch. Die Anlagen sollten unbedingt über einen ausreichend dimensionierten Wärmespeicher verfügen, so dass ein Nachtbetrieb nicht erforderlich ist (vgl.: Ansatz in Kärnten).
Sowohl das Umweltbundesamt als auch die Umweltbehörden Kärntens weisen explizit auf die Gefahren des Nachtbetriebs hin. Kärnten löste das durch die Vorgabe, dass Wärmepumpen zur Nachtzeit keinen tieffrequenten Schall emittieren dürfen, der über dem des (natürlichen) Hintergrundes liegt. Das hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. Bauherren ließen modernere, effizientere Anlagen installieren, die Installateure freuten sich über Aufträge, die Anwohner hatten Ruhe und Lebensqualität, die Gerichte und Umweltbehörden wurden nicht mehr mit Beschwerden und Klagen überhäuft. Dazu gab eine Folgestudie der zuständigen Behörde, die diese Aspekte validieren konnte.
Hervorzuheben ist, dass das genannte „Informationsblatt zum Lärmschutz im Nachbarschaftsbereich – Luftwärmepumpen“ des Amtes der Kärntner Landesregierung verbindlich ist. Bitte beachten: Die Angaben in dB (und nicht in dB(A)). Das ist bei allen Anlagen, die tieffrequente Schalle abgeben, eigentlich selbstverständlich, wird aber meistens falsch gemacht, denn in der „A-Bewertung“ kann man viel Lärm „verstecken“. Die „Schallrechner“ der Hersteller schauen dabei ebenfalls nur auf den „A-Bereich“ und sind somit zur wirksamen Vermeidung von Störungen und gesundheitlichen Folgen nicht geeignet. Es übrigens zu beobachten, dass die beschönigende aber gesundheitsgefährdende „A-Bewertung“ langsam aus den Unterlagen der WP-Hersteller verschwindet.
Im Leitfaden „Tieffrequente Geräusche im Wohnumfeld“ weist das Umweltbundesamt auf den Effekt der Überlagerung (Resonanzen) tiefer Frequenzanteile hin (vgl. Abb. 3 UBA-Publikation „Tieffrequente Geräusche im Wohnumfeld“). Werden mehrere Geräte – wie z.B. in einem Neubaugebiet häufig der Fall – gleichzeitig betrieben, so können sich lokale Bereiche mit einem stark erhöhten Schallpegel ausbilden, häufig auch dort, wo gar keine Anlage steht. Solche Konstellationen führen dann regelmäßig zu kaum lösbaren Konflikten.
Der einzige Weg derartige Konflikte zu vermeiden ist, nur Anlagen zu betreiben, die aufgrund ihrer Konstruktion keinen oder nur sehr wenig tieffrequenten Schall abgeben. Die Verbraucherzentralen empfehlen dies schon seit geraumer Zeit und raten dazu, sich das Spektrogramm des Betriebsgeräuschs der WP anzusehen. Die tieffrequenten Anteile des ungewichteten Schallspektrums des Ansaug- und Ausblasgeräuschs sollte (nachts) den des natürlichen Hintergrundes nicht überschreiten und zur Tagzeit nicht den Bereich der Wahrnehmungsschwelle erreichen. Hergeleitet aus der aktuellen Literatur empfiehlt es sich hier einen „Sicherheitsabstand“ von ca. 12-20dB, einzuhalten, wobei die spektrale Signatur auch dann frei von tonalen Spitzen sein sollte, um keine atypischen Sensibilisierungen hervorzurufen.
Es ist zudem zwingend erforderlich, dass diese Spektogramme der Emissionen keiner db(A)-Bewertung unterzogen werden. Spätestens seit 2010 wussten die Hersteller (von Wärmepumpen) um die Problematik tieffrequenter Schallemissionen und haben auch Lösungen im Sortiment – nur werden die beim Endverbraucher nicht beworben, damit das Thema nicht noch mehr hochkocht. In der Vergangenheit gab es bereits vereinzelt Bestrebungen renommierter Hersteller (von Wärmepumpen) Installateure durch Schulungen zu sensibilisieren. Ein deutlicher Hinweis dafür, dass die Problematik existent ist.
Durch das anhaltende Nichthandeln der Politik obliegt es leider dem Bauherrn, die richtigen Anforderungen an die Hersteller zu stellen, dann bekommt man auch Geräte, die keinen (oder weniger) Ärger machen. Ja, das kostet vielleicht ein paar hundert Euro an zusätzlichen Investitionen, bietet aber Sicherheit und ist wesentlich billiger als Nachbesserungen, Schallgutachten oder gar ein Rechtsstreit.
Weiterführende Links
Umweltbundesamt
Praxisleitfaden – Tieffrequente Geräusche im Wohnumfeld
Abschlussbericht – Lärmwirkungen von Infraschallimmissionen
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Tieffrequente Geräusche bei Biogasanlagen und Luftwärmepumpen
Landesregierung Kärnten
Informationsblatt zum Lärmschutz im Nachbarschaftsbereich von Luftwärmepumpen
Hier an der Bergstrasse in Südhessen besteht der Boden aus hartem Lehm, alos ideal um Schall weiter zu leiten.
Seit ca. 1,5 Jahren nehme ich Infraschall in modulierender Grundferq.- um die 20Hz wahr.
Mit einem kalibrietem Spektrum Analyzer FFT, ( Klark Teknik DN 6000 + Beyerdynamic MM1 Messmikro ) kann ich eine Modulation zwischen 16 Hz – 28Hz mit bis zu 88dB/A
messen.
Seit einem halben Jahr verdichtet sich die Impulsfolge in einem Puls / Pausen Verhältnis von 3-5 Sec Pause und dann 2-3 Sek. Dröhnen mit Modulation + einem kurzem Anlauf Peak Impuls ( Kompressor ähnlich )
Bei einer mittleren Freq. von ~ 20Hz. sind das bei Lamda /4 ca. 32m Entfernung von der ursp. Quelle mind.
Das Dröhnen ist so laut, das es in allen Räumen zu hören ist.
Wie kannman man eine so langwellige Schallwelle orten ?
Ich müßte ja in einem größeren Radius mit Stahlstangen eine Referenz Energie als Differential Messung mnit z.B. 50Hz Spulen in den Boden jagen, um daraus eine Differenzmessung der Dosis Leistung zu ermöglichen.
Von Baubehördlicher Seite komt nur der Hinweis, das es zur Zeit 2 Messgeräte in Hessen geben würde und das Thema neu und schwierig sei. 88db/A ungewichtet, das ist eine riesige Energiemenge ! / wirkt besonders störend in der Nacht, weil ja andere Geräusche nicht vorhanden sind, bzw. im Kopfkissen wie ein Low Pass Filter andere höhere Freq. gedämpft werden.
Welche Ideen und Ansätze hier effektiv den Störer zu finden gibt es ?
Was für ein FUD hier. Infraschall wird nicht aktiv wahrgenommen, der ist nämlich per Definition nicht hörbar…
Anbei einige Links um den fehlenden Wissensstand aufzuholen.
https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/wie-sich-niederfrequenter-schall-auf-die-gesundheit-auswirken-kann
https://de.wikipedia.org/wiki/Infraschall
Wohne in der CH.
Kann seit Mitte Januar 2022 nicht mehr schlafen wegen vieler Wärmepumpen, die Überall installiert wurden.
Kann nicht mehr arbeiten, seit 2 Jahren. Schwindel, Kopfschmerzen, Tinnitus, Konzentrationsstörung.
Habe 4 HNO-Ärzte und Neurologen besucht.
Niemand kann helfen. Man wird wie E.T. angeschaut und zum Psychiater gesendet.
Medikamenten helfen auch nicht. Sie müssen so stark sein, um die Effekte von Infraschall zu decken, dass man kein Mensch mehr ist. Sie haben sehr starke Nebenwirkungen.
Investitionen in WP sind wichtiger als Menschen. Das ist ein Horror, was seit 2000 in CH und FL passiert. Wäre gut, wenn Länder von Nachbarländern lernen könnten, aber Geld ist immer wichtiger. Der CO2-neutral Trend macht Menschen krank. Kann in verschiedenen Sprachen lesen und in allen Ländern in Europa gibt es Probleme mit der Einführung von WP.
Wenn jemand eine Lösung gefunden hat, um solchen Infraschall zu überleben, bitte sagen Sie es mir. Ich lese immer von Leuten, die Probleme haben, aber nie von Lösungen.
Vielen Dank für die aktuelle Berichterstattung. Würde flächendeckend der Ansatz aus Kärnten umgesetzt, wäre das Problem schon um einiges entschärft.
Kann ich als leidgeplagter Anwohner abschätzen, ob ich mit den oben erwähnten „Schädigungen eines bestimmten Sensortyps in der Hörschnecke des Ohrs“ rechnen muss? Insbesondere bei Frequenzen am unteren Rand der Hörschwelle? (und die nicht hörbaren kann ich natürlich schwer beurteilen).
Hallo!
Wir sind auch betroffen! Wir wohnen in einem Holzhaus! Eigentlich in einem Naherholungsgebiet mit sehr viel Ruhe! Leider hat unser Nachbar 2022 eine Wärmepumpe nebenan hingestellt! Es ist furchtbar laut und wir haben auch Kopfschmerzen! Mein Mann hört sehr schlecht, doch die Frequenzen machen ihm auch zu schaffen! Schade, dass sowas einfach geht! Es ist ja nicht laut!!!